Steven Pressfield über innere Widerstände im kreativen Prozess

Geschriebenes

«Every sun casts a shadow. And genius’s shadow is resistance»

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«Das Schreiben selbst ist nicht schwierig. Was wirklich schwierig ist, ist sich hinzusetzen, um zu schreiben.» Jeder Kreativschaffende führt in seinem Innern eine Schlacht gegen den unbarmherzigen Gegner, den Steven Pressfield in seinem Manifest The War of Art «Resistance» nennt. «Resistance» ist der innere Widerstand, der uns davon abhält, zu tun, was wir wirklich möchten.

Wie sieht dieser Widerstand aus? Pressfield beschreibt ihn als eine natürliche Kraft. Der Widerstand handelt objektiv. Widerstand ist unser innerer Gegner, der uns wegschubst, uns ablenkt, uns beleidigt, uns anlügt, uns etwas vorspielt, uns von unserer Arbeit abhält. Widerstand führt uns auf den einfacheren Weg, den Weg mit der geringsten Reibung.

Prokrastination ist die gewöhnlichste Form des Widerstands. Wir warten auf einen optimalen Zeitpunkt. Doch der optimale Zeitpunkt ist eine Illusion. Er ist eine Lüge, eine profane Entschuldigung des Widerstands. Grandiose Fantasien sind ein Symptom des Widerstands, genauso wie Grausamkeit gegenüber Mitmenschen, Depression oder Selbstzweifel.

«Resistance is like giving birth. It seems impossible until you remember that women have been pulling it of successfully, with support and without, for fifty million years.»

Widerstand wird angetrieben von Angst: die Angst zu versagen, die Angst sich blosszustellen, die Angst abgelehnt zu werden. Der Widerstand liebt die Angst. Er benutzt sie, um uns zu paralysieren. Die Angst hindert uns, wenn nicht von der Arbeit selbst, dann vor dem Aussetzen einer öffentlichen Kritik.

Gleichzeitig zeigen Angst und Widerstand, was uns wirklich wichtig ist. Wo Liebe und Herzblut sind, dort sind Widerstand und Angst vor Ablehnung. Wenn wir die Symptome umkehren, können wir den Widerstand als Kompass nutzen. Angst ist ein Indikator und sagt uns, was wir zu tun haben und was uns wirklich wichtig ist. Pressfield leitet daraus ab: Je mehr wir uns vor einer Arbeit oder Berufung fürchten, desto sicherer können wir uns sein, dass wir sie tun bzw. ihr folgen müssen:

 «Are you paralyzed with fear? That’s a good sign. Fear is good. Like self-doubt, fear is an indicator. Fear tells us what we have to do. Remember one rule of thumb: the more scared we are of a work or calling, the more sure we can be that we have to do it.»

Die Angst bleibt. Wir müssen ihr jeden Tag gegenübertreten. Wir müssen die Angst jeden Tag von neuem bekämpfen. Das ist anstrengend, das erschöpft. Pressfield schreibt:

 «The artist committing himself to his calling has volunteered for hell, whether he knows it or not. He will be dining for the duration on a diet of isolation, rejection, self-doubt, despair, ridicule, contempt, and humiliation.»

Dennoch ist Konfrontation die einzige Möglichkeit. Kontrollieren wir unsere Angst, so haben wir den Widerstand an der kurzen Leine. Haben wir den Widerstand unter Kontrolle, so sind wir frei, zu kreieren und zu wirken, was und wie wir wirklich möchten.


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