Vorbilder und Erwartungen

Geschriebenes

Prosa wie Kafka. Wahrnehmung wie Monet. Linien wie Moebius. Pragmatik wie Corbusier. Rhythmus wie Coltrane. Gefühl wie Miyazaki. Charakter wie Kahlo. Schärfe wie Nietzsche.

Wir lassen uns davon inspirieren, was wir persönlich gut finden. Das ist per se etwas, das besser ist als das, was wir selbst zu diesem Zeitpunkt leisten können. Wäre es das nicht, würde es uns wohl kaum inspirieren.

Wenn wir uns nun aber an den Schreibtisch setzen, an die Leinwand stellen, das Instrument in die Hand nehmen, dann haben wir Bilder im Kopf und Erwartungen vor Augen, die unser eigenes Können an dem unserer Vorbilder spiegeln.

Das Problem daran ist, dass wir auf diese Weise nie den eigenen Standards genügen können. Die Messlatte bleibt immer ein Stück ausserhalb unserer Reichweite. Das Resultat wird im Kontrast zum persönlichen Ideal jedes Mal abstinken.

Das kann frustrierend sein. Sehr sogar. Doch wenn man sich bewusst macht, dass uns gar nichts anderes übrig bleibt, als zu einem gegebenen Zeitpunkt mit den Werkzeugen zu arbeiten, die uns zur Verfügung stehen, dann können Kafka und Konsorten uns dazu bewegen, die Hand jedes Mal ein wenig weiter auszustrecken und etwas Neues zu wagen.


Bild: Ausschnitt aus Offerings of Gratitude (Maruru) von Paul Gauguin (ca.1893–1894) – Quelle.


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