Über Federn und tote Vögel
Geschriebenes
Als die flaumig-fedrigen Überreste der Schlacht auf dem Teppichboden das Staubsaugerrohr emporflatterten, erinnerte ich mich an ein Szene im Gymnasium. Es war Deutschstunde, als mir die Lehrerin einen geschriebenen Aufsatz aushändigte. «Fabio, dieses Mal haben Sie den Vogel abgeschossen». Ich schaute sie blöd an. Nicht, weil mich die Lehrerin siezte. Das war so eine merkwürdige Konvention; bei uns wurden alle älteren Schüler*innen mit ihrem Vornamen per Sie angesprochen. Aber das ist ein anderes Thema. Was ich falsch gemacht habe, dachte ich mir in der Bereitschaft, kräftig Federn zu lassen. Als mir aber die Note auffiel, bin ich mit neugewachsenen Schwingen aus dem Klassenzimmer in die Pause geflogen.
Ich tätschelte der Katze anerkennend und angewiedert das Köpfchen. «Das hast du gut gemacht», sage ich und stelle sie mitsamt der leblosen Kohlmeise im Mund vor die Tür.
Bild: Dood roodborstje (1895) von Theo van Hoytema – Quelle.