Produktives Kopfschütteln
Geschriebenes
Eben habe ich diese einleitende Passage aus Roman Jakobsons Vortrag Linguistik und Poetik von 1960 gelesen und vehement mit dem Kopf genickt:
«Glücklicherweise haben wissenschaftliche und politische Konferenzen nichts miteinander gemein. Der Erfolg einer politischen Versammlung hängt von der allgemeinen Zustimmung der Mehrheit oder der Gesamtheit aller Teilnehmer ab. Der wissenschaftlichen Diskussion hingegen ist der Einsatz von Voten und Vetos fremd, da verschiedene Meinungen hier im allgemeinen produktiver sind als Einstimmigkeit. Meinungsverschiedenheiten erschließen Antinomien und Spannungen in dem behandelten Fachgebiet und fordern uns zu neuen Forschungsreisen in dieses Gebiet auf.»
Während ich in freudiger Zustimmung den Gedanken des russischen Theoretikers in mein Notizbuch abschrieb, kam ich plötzlich ins Stocken. Wäre es vielleicht besser, wenn ich mit seiner Aussage nicht einverstanden wäre?
Bild: Ausschnitt aus Positions of the Hands (1910) von Joseph Gibbons Richardson – Quelle.
Literatur: Jakobson, Roman: Linguistik und Poetik. In: ders.Poesie der Grammatik und Grammatik der Poesie (Bd. 1). Hgg. von Hendrik Birus und Sebastian Donat. Berlin 2007, S. 155-216.