Und jetzt?

Geschriebenes

Die letzte Seite eines Besuches (besonders von solchen, die sich mit gegenwärtigen Problemen wie der Klimakrise auseinandersetzen) ist selten rein sachlich oder literarisch verfasst. Fast immer lässt – mindestens zwischen den Zeilen – ein Versuch ablesen, den Leser:innen bestimmte Verhaltensmuster oder Perspektiven mit auf den Weg geben zu wollen. Dieser Appell im letzten Abschnitt markiert, dass mit dem Ende der Lektüre die Auseinandersetzung mit den besprochenen Themen nicht abgeschlossen ist (, sondern im Gegenteil erst richtig beginnt).

Diese auffällige Verbindung zwischen einer innerliterarischen Wirklichkeit mit ihrem außerliterarischen Pendant macht deutlich, dass die Texte einen Beitrag zur zeitgenössischen Auseinandersetzung leisten (wollen). Die Texte präsentieren sich als Reflexionsobjekte, in denen Szenarien, Fragestellungen, Maßnahmen etc. zur Sprache kommen, um – im weitesten Sinne – unsere gegenwärtigen Umgangsweisen zu hinterfragen und zu beeinflussen. Es stellt sich hier jedoch die Frage, ob diese markanten Grenzüberschreitungen nicht erst dazu beitragen, die Diskrepanz zwischen Text und Realität zu konturieren: Indem erkannt wird, dass ein Text aktiv versucht, mehr als ein Text zu sein, gibt es seine eingeschränkten Möglichkeiten preis. Außerdem können solche Leseappelle die Komplexität der Sachlage negieren. Während es Büchern immer wieder auf eindrückliche Weise gelingt, die Vielschichtigkeit und Nuanciertheit der Problemlage darstellen, scheinen explizite Schlussfolgerungen zu plump, um dem reflexiven Potential der Werke gerecht zu werden.

Doch selbst wenn das eindringliche „Und jetzt … “ der Autor:innen womöglich ein schulterzuckendes „Und jetzt?“ auf Seiten der Lesenden auslöst, so sind sie doch innerhalb ihres Mediums und auf ihre Weise in Aktion getreten. Und gerade bei Themen wie der Klimakrise ist Aktion genau das, was wir brauchen. Also.


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