Gleiche Information, unterschiedliche Handlung
GeschriebenesFast alle Informationen sind zu fast jeder Zeit fast jeder Person zugänglich. Doch interessanterweise stellen wir mit den Informationen, die wir lesen, hören, fühlen und schmecken ganz unterschiedliche Dinge an.
Ein Beispiel dafür, wie ein Set an Informationen zu komplett unterschiedlichen Handlungen führen kann, ist der Aktienmarkt. Im Internet sind Geschäftsberichte von Unternehmen, Ad-hoc-Mitteilungen, Kursentwicklungen und Prognosen zu Trends in Echtzeit jedem Investor und jedem Trader öffentlich und kostenfrei zugänglich. Es gibt keine Insider-Informationen, an die nur ausgewählte oder besonders begabte Händler herankommen. Es gib keinen Wissensvorsprung bestimmter Individuen gegenüber allen anderen, die am Markt teilnehmen. Alle Entscheidung basieren auf den gleichen transparenten Zahlen und Fakten.1
Wenn also jemand eine Aktie kauft oder verkauft, dann geschieht das aufgrund von Information, die ihn vermuten lassen, dass sich die eine oder andere Handlung in Zukunft auszahlen wird. Wenn Person A eine Aktie kauft, dann hofft sie, dass ihr Anteil mit der Zeit an Wert gewinnen wird. Person B hingegen, die sich für den Verkauf einer Aktie entscheidet, glaubt, dass deren Kurs in Zukunft sinken wird. (Dies unter der Voraussetzung, dass niemand absichtlich Geld verlieren möchte.)

Stellen wir uns nun vor, dass der Kurs der Facebook Aktie unerwartet um 5% einstürzt. An diesem Tag ist es möglich, dass an der Börse in Reaktion auf den Kursabsturz 300’000 Anteile verkauft werden. Aktien können allerdings nicht einfach verkauft werden. Eine Transaktion findet nur dann statt, wenn sich ein Käufer und ein Verkäufer finden. In anderen Worten: Die 300’000 verkauften Aktien werden von jemand anderem gekauft.2
Beide Seiten der Transaktion, die Käufer und Verkäufer der 300’000 Aktien, hatten Zugang zu den gleichen Informationen. Nur führten diese Informationen bei der einen Partei dazu, dass sie glaubten, sie müssen die Facebook Aktien in ihrem Besitz loswerden. Die andere Partei sah im Gegenzug im Kursabsturz die Chance, durch die Preisreduktion richtig viel Geld zu verdienen.

Es gilt zu bemerken, dass auf beiden Seiten des Handels sehr intelligente und clevere Leute stehen. (Natürlich sind auch sehr dumme Leute in beiden Seiten der Transaktion involviert.) Beide Seiten glauben daran, das Richtige zu tun. Sie wissen dasselbe, sie sehen dasselbe. Aber die Informationen werden komplett gegensätzlich interpretiert.
Und so ist es nicht nur an der Börse…
Anmerkungen:
1 Nein das stimmt nicht ganz. Exklusive Informationen gibt es natürlich schon, das nennt sich dann dann Insiderhandel und ist strafbar und – soweit ich das beurteilen kann – nicht wirklich empfehlenswert.
2 Die Inspiration für diesen Artikel verdanke ich Tim Ferriss’ interessanten Interview mit Peter Mallouk.