3 Kilometer oder 12 Minuten?

Geschriebenes

Im Gymnasium machten wir jedes Semester etwas, worauf niemand Lust hatte und niemand vorbereitet war: Einen benoteten Ausdauerlauf.

In den ersten Jahren quälten wir uns durch einen «12-Minuten-Lauf». Das Vorgehen war simpel. Alle starteten gleichzeitig. Nach 12 Minuten wurde in die Pfeife geblasen und die Distanz gemessen. Die Bestnote lag bei 3 Kilometern.

Nach einigen Durchgängen wurde das Format umgekehrt. Wir mühten uns neu für einen «3-Kilometer-Lauf» ab. Es starteten wiederum alle mit dem gleichen Startschuss. Die Zeit wurde gestoppt, wenn man nach 3 Kilometern die Ziellinie überquerte. Die beste Bewertung erhielt man – auch wenn sich die Notenskala mit den Jahren leicht veränderte – mit 12 Minuten.

Das Ziel war unter dem Strich das Gleiche: 3 Kilometer in 12 Minuten. Doch die Art und Weise wie dieses Ziel erreicht werden sollte, war komplett verschieden.

Im ersten Setting liefen alle 12 Minuten, ganz egal wie weit man in dieser Zeit kam. Im zweiten rannten alle 3 Kilometer, ganz egal wie lange man für diese Strecke brauchte. Im ersten Format war jeder zur gleichen Zeit fertig, unabhängig davon, wie viel Mühe man sich gab. Im zweiten war man eher fertig, je mehr man sich anstrengte. Die erste Variante legte den Schwerpunkt auf die Zeit. Die zweite auf die Arbeit.


Bild: The rush to the bar from Ballads Of The Bench And Bar, Or Idle Lays Of The Parliament House (1882) – Quelle.


WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner