Überholt
Geschriebenes
Als «Natur» wurde traditionell das bezeichnet, was vom Menschen unberührt blieb. Im Gegensatz zum Künstlichen, existierte die Natur unabhängig von jeglichen menschlichen Tätigkeiten.
Heute lassen sich auf der gesamten Erdoberfläche Vorkommnisse von anthropogenen Stoffen (zum Beispiel radioaktive C-Isotope, die beim Verbrauch von fossilen Brennstoffen entstehen) nachweisen.
Jeder Flecken Erde ist – ob bewusst oder als unbeabsichtigte Konsequenz – wesentlich durch das Verhalten der Menschheit verändert. Es gibt keine ‘natürliche’ Natur im eigentlichen Sinne mehr.
Doch wenn die tradierte Auffassung überholt ist und die bewährte Dichotomie zwischen Natur und Kultur nicht aufrechterhalten werden kann – worüber sprechen wir dann, wenn wir von «Natur» sprechen?
Zum Thema:
→ zur Einführung in das Anthropozän: Bergthaller & Horn – Anthropozän
→ zur geologischen Perspektive: The Anthropocene is functionally and stratigraphically distinct from the Holocene (Science, Januar 2016)
→ zur Illusion der Moderne: Latour – Wir sind nie modern gewesen
Bild: Ausschnitt aus Femme se promenant dans une forêt exotique (1905) von Henri Rousseau – Quelle.