Formales Denken? (Draft 1)
Geschriebenes
Der Witz an formaler Logik ist, dass man allein anhand der Struktur von Argumenten erkennen kann, ob eine Schlussfolgerung gültig oder ungültig ist. Je nachdem wie sich eine Aussage B zu einer Aussage A verhält, kann man von der Wahrheit der ersten, auf die Wahrheit der zweiten Aussage schließen. Was der Inhalt des Arguments ist, spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Kürzlich ist mir aufgefallen, dass sich auch in meinen Posts formale Muster finden lassen. Auch wenn ich versuche, möglichst selten zweimal das Gleiche zu sagen, so sage ich es oft auf eine ähnliche Weise. Hier sind sechs formalisierte Beispiele:
Der Komparative | A Ein bisschen a ist wichtig. Mehr A ist besser. Zu viel A ist gefährlich. |
Der Disambiguierende | B B bedeutet B1. B bedeutet aber auch B2. Um Missverständnisse zu vermeiden, muss man sich bewusst sein, von welchem B die Rede ist. |
Der Rhetorische | C C c C C C |
Der Konträre | D Das Gegenteil von D ist nicht -D. Das Gegenteil von D ist : D. |
Der Dekonstruktivistische | E E ist das Ziel. Doch ist E wirklich das Ziel? E ist eine Zusammensetzung aus F und I und L. F und I sind irrelevant. Ist es L, das zählt? |
Der Performative | F Indem man [ef] sagt, sagt man E. E. |
Es handelt sich um Denkmuster, die mir dabei helfen, bestimmte Sachverhalte zu erfassen und darzustellen. Doch je länger ich mit dieser Brille auf meine Texte blicke, desto mehr rücken die Sachverhalte in den Hintergrund. In vielen Fällen scheint es wichtiger, wie ich über etwas nachdenke, als über was ich tatsächlich nachdenke.
In welchem Verhältnis stehen Form und Inhalt? Kann man Denken ohne Inhalt? Oder Schreiben ohne Form? Lassen sich Gedanken und Texte wirklich formalisieren? Wie weit? Und was bleibt am Ende übrig?
(…)
Bild: Illustrationen flämischer Masken aus Pourtraicture ingenieuse de plusieurs façons de masques, forts utile aulx painctres, orseures, taillieurs de pierres, voirriers, & tailleurs d’images (1555) von Hans Liefrinck – Quelle.