Im (un)gewohnten Kontext
Geschriebenes
Gestern hat mir eine Chiropraktikerin die Halswirbelsäule manipuliert. Auf dem Nachhauseweg von der Behandlung konnte ich plötzlich die Fingerspitzen meiner rechten Hand nicht mehr spüren. Ein Taubheitsgefühl breitete sich langsam über den Handrücken in den gesamten Arm aus. Ich begann schneller zu atmen. Die rechte Körperhälfte wurde immer schwerer und in meinen Gedanken brach ich kurz darauf in mir zusammen und fand mein Bewusstsein wieder – halbseitig gelähmt im Rollstuhl.
Da fiel mir auf, dass meine rechte Hand am iPhone hing, während sich die linke in der Jackentasche wärmte. Und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kann es passieren, dass sich nackte Körperteile an der frischen Luft nach einer Weile anders anfühlen als dick eingepackt. In anderen Worten: Das Erlebnis hatte nichts mit dem Knacken meiner Wirbelsäule und alles damit zu tun, dass ich eine gewohntes Phänomen in einem ungewohnten Kontext wahrnahm.
(Ich glaube, es ist nicht nötig, zu betonen, wie sehr ich mich über die leichte Unterkühlung meiner Hand freute.)
Bild: Zeichenstudie für Mercy’s Dream (1857) von Daniel Huntington – Quelle.