Kata- und Anastrophen

Geschriebenes

Das Ereignis einer Katastrophe (altgr.  κατά katá „herab-“, „nieder-“ und στρέφειν stréphein „wenden“) bringt Menschen auf die Straße. Die Schreie der Empörung, Unterstützung und Solidarität ziehen Kameras und Mikrofone an, die ein Echo aus Bildern und Geschichten über die globale Medienlandschaft streuen. Politik und Wirtschaft treten sich gegenseitig in den Hintern und mobilisieren versteckte Ressourcen. Es werden alle Schalter umgelegt, um – ohne Kosten und Mühen zu scheuen – so schnell wie möglich zurück zu einer stabilen Normalität zu gelangen.

Unsere Zeit verlangt jedoch, neben Kata- auch nach Anastrophen (ἀνά aná  “hinauf “) Ausschau zu halten und diesen mit der gleichen Gewalt an Maßnahmen zu begegnen. Nur sollte dabei der positiven Aufschwung nicht rückgängig, sondern sichtbar gemacht und dadurch befeuert werden. Denn erst wenn eine vielversprechende Zukunftsperspektive alle Augen und Energie auf sich zieht, wird vielleicht klar, dass diese künstliche Normalität selbst eine Katastrophe darstellt.


Bild: Ausschnitt aus People Walking Beneath Umbrellas Along the Seashore During a Rainstorm von Utagawa Kuniyoshi (1798-1861) – Quelle.


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