Halbgefüllte Gefäße

Geschriebenes

In meinen Rucksack liegt eine Literflasche aus Alu, bis an den Rand voll mit kühlem Zürcher Hahnenwasser. Das sind (Leergewicht + Inhalt) 1160 Gramm netto, die ich seit gut 2 Stunden mit mir herumtrage, falls mich plötzlich Durst oder Lust oder dergleichen übermannen sollte. Ich mag größere Flaschen, weil sie mir die Gelegenheit geben, für einen längeren Ausflug oder intensivere körperliche und geistige Arbeit genügend Erfrischung zu transportieren. Heute aber – und ehrlicherweise: fast immer – hätte die Hälfte an Wasser völlig ausgereicht. Denn aktuell habe ich weder einen außergewöhnlichen Bedarf an Flüssigkeit noch mangelt es an Stationen, um die Flasche wieder mit frischem Wasser aufzufüllen, die gibt es hier an jeder Ecke.

Als ich darüber nachdachte, welche kleineren Flaschen zuhause herumstehen, hatte ich so etwas wie ein Geistesblitz: Wenn ich keinen Liter benötige, muss ich die Flasche auch nicht ganz auffüllen. So brauche ich nicht auf die größere Kapazität zu verzichten und kann gleichzeitig auf unnötiges Gewicht sparen. «Genial, oder?», denke ich mir, lege den Stift ins pralle Etui, nimm eine Handvoll Nüsse aus der 500g-Packung, drücke mein Gepäck nach unten und zerre den Reißverschluss meines Rucksacks zu.


Bild: Hälfte von Beer Bottle (1940) von Herman O. Stroh, The National Gallery of Art – Quelle.


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