Gegenteiliges

Geschriebenes

Krisen werden ernsthaft diskutiert, jedes Hoch hingegen mit Skepsis und Nasenrümpfen abgetan. Ungerechtigkeiten treiben Menschen auf die Straße, während Gleichberechtigung kaum Beachtung geschenkt wird. Man spricht von ‘Depression’ als Zivilisationskrankheit unserer Generation, wie aber nennt man brennendes Interesse, Freude am Leben – ‘Übermut’ vielleicht? Und seit geraumer Zeit suche ich nach dem Antonym von ‘Taugenichts’, um Rutger Bregmans Perspektive auf eine Menschheit, die im Grunde gut scheint, mit einem Typus zu illustrieren; fündig geworden bin ich aber noch nicht.

Manchmal spüre ich die Lust, alle Warnschilder und Verbotstafeln abzureißen, alle reißerischen Schlagzeilen mit rosarotem Filzstift zu übermalen und jedem Gespräch über üble Dinge den Rücken zu kehren. Diese Haltung ist selbstverständlich genauso ignorant wie jene, alles Positive unter den Tisch zu kehren. Aber der Wunsch, dem Gegenteil des Negativen, mit dem wir ständig bombardiert werden, wenigstens ein bisschen mehr Präsenz einzuräumen, ist doch auch nicht ganz verkehrt, oder?


Bild: Ausschnitt aus An early phase of a nuclear detonation at Eniwetok during the 1951 tests (HD.10.001) des U.S. Department of Energy, Urheberrecht bei der U.S.-Regierung via Flickr – Quelle.


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