optimieren / adaptieren

Geschriebenes

Mein Morgen sieht jeden Tag beinahe identisch aus: Ich stehe zu einer ähnlichen Zeit auf, nachdem ich so lange geschlafen habe wie immer. Nach einer vergleichbaren Bewegungsrunde folgt die übliche kalte Dusche und darauf derselbe warme Kaffee. Ich schreibe auf dem gleichen Papier mit demselben Stift wie jeden Tag, bevor ich mich ans gewohnte Frühstück setze. Diese Routine hat sich über Monate eingependelt und erfüllt alles, was, wie und wann nötig ist, um ideal in meinen Tag zu starten.

Das Problem an dieser Routine ist, sich mit jeder Optimierung eine gefährliche Sensibilität einstellt. Und weiß der Körper erst einmal, wie sich das Beste anfühlt, ist jede Abweichung ein Desaster. Das hört sich lächerlich an, … bis eines Tages die Kaffeemaschine nicht anspringen will oder das falsche Joghurt im Kühlschrank steht.

Es wäre deshalb vielleicht schlau, alle Gewohnheiten auf den Kopf zu stellen: Mal keinen und dann drei Kaffees aufs Mal zu trinken. Den einen Tag so lange wie möglich zu schlafen, um sich am nächsten mit dem Wecker aus den Träumen zu reissen. Einmal ohne Essen an die Arbeit zu gehen, und sich das zweite Mal mit allem Möglichen Bauch vollzuschlagen. Doch selbstverständlich ist die stetige Anpassung nicht nur viel anstrengender, sie wird auch nie die gleiche Effizienz ermöglichen.

Es stellt sich also die Frage, man unter optimalen Bedingungen ideal, oder in jedem Zustand einigermaßen gut funktionieren will. Wir optimieren oder adaptieren. Aber nie beides aufs Mal.


Bild: Five flamingos (1892) von Gerrit Willem Dijsselhof, Rijksmuseum – Quelle.


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