Spezifisch Allgemeines
Geschriebenes
Auf meinem Computer habe ich einen Ordner voller Vorlagentexte: Bewerbungen für Wohnungen, Jobs, Ausbildungs- und Sitzplätze, Kündigungen, Inseratstexte, Social Media Posts und Webseitenbeschriebe, Formulierungen und Slogans für Flyer, Plakate und Powerpointpräsentationen, Medienmitteilungen, Kündigungen, Verträge, Reglemente und ein Haufen an informierenden, dankenden, empörten, glückwünschenden und einfühlsamen Briefen.
Will ich also jemandem zum Geburtstag gratulieren oder mich von einem Abovertrag loslösen, bräuchte ich nur das entsprechende Dokument zu öffnen, den einen oder anderen Paragraphen abzuändern, einzelne Stellen zu löschen oder machmal sogar nur eine Adresse oder den Namen zu aktualisieren.
Interessant an dieser Sammlung ist, dass keiner der Texte als allgemeine Vorlage verfasst wurde. Vielmehr habe ich für jeweils spezifische Situation etwas geschrieben und schließlich gemerkt, dass sich diese Struktur und jene Argumentation, ein gewisses Beispiel, einzelne Worte oder das Layout eigentlich ganz gut für Weiteres umfunktionieren liessen.
Weil ich aber – wie mittlerweile klar geworden sein sollte – allgemein Spezifisches bevorzuge, kommt es praktisch nie vor, dass ich aktiv auf das spezifisch Allgemeine zurückgreife. (Vielleicht sollte ich deshalb den Ordner von «Vorlagentexte» zu «Textbeispielen» umbenennen.)
Bild: Factory cloth samples (1935/1942) von Frank J. Mace, The National Gallery of Art – Quelle.