Zweitbestes

Geschriebenes

Geschichte stand zur Auswahl. Soziologie und Filmwissenschaften kamen in Frage. Es hätte Kommunikation werden können. Oder Psychologie. Oder eine Naturwissenschaft. Oder Kulturwissenschaften. Was aber alle diese und weitere Disziplinen verbindet, wurde in keiner Universität angeboten. Deshalb fiel meine Entscheidung auf die zweitbeste Option: Literaturwissenschaft.

Jetzt habe ich mit Büchern und Texten zu tun. Das ist zwar spannend, doch andere Medien und Kommunikationskanäle kommen zu kurz. Die Schriften sind in historische und kulturelle Kontexte eingebettet, aber die konkreten Produktionsbedingungen sowie die gesellschaftliche Wirkmacht zu untersuchen, sprengt in der Regel den Rahmen. Literatur ist von Menschen geschrieben, erzählt mit Menschen, wird von Menschen rezipiert – es fehlt aber an Werkzeugen, um die kognitiven und emotionalen Komponenten zu durchleuchten. Und Literatur handelt von etwas, aber um die Art und Weise zu reflektieren, wie Inhalte zur Sprache kommen, braucht es fundierte(re)s Fachwissen, für das einem kaum Zeit bleibt.

Anders gesagt: Literaturwissenschaft war die zweitbeste Wahl, weil in keinem anderen Fach so viel über Erzählwissenschaft nachgedacht wird. Nur die Erzählwissenschaft selbst, könnte die genannten Mängel kompensieren. Wenn man es denn studieren könnte!


Anmerkung: Zum Glück lässt sich diese Lücke im Studienangebot mit Bückern wie Koschorkes Wahrheit und Erfindung zumindest teilweise schliessen.

Bild: «Mode in which the young Memnon’s head, (now in the British Museum,) was removed» aus Giovanni Battista Belzonis From the kings tombs in Thebes (1820) – Quelle.


WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner