Über «grosse» Leidenschaften und «grosse» Wörter. Und weshalb es nicht immer «gross» sein muss

Geschriebenes

«Jeder grosse und bestimmende Moment in den Annalen der Welt ist der Triumph einer grossen Idee.» Ein Zitat von einem grossen Denker, mit grossem Antrieb und grossem Publikum: Ralph Waldo Emerson.

Emerson verkörperte seine Aussage und veränderte mit seiner grossen Idee den kulturellen künstlerischen Status quo der Vereinigten Staaten von Amerika im 19. Jahrhundert nachhaltig. Als Poet, Philosoph und öffentlicher Denker prägte er mit seiner Vorstellung eines Transzendentalismus die individualistische Befreiungsbewegung gegen die Zwänge der Gesellschaft. Sein Zeitgenosse Wendell Holmes beschrieb seine Arbeit als Amerikas «Intellectual Declaration of Independence».

Unsere Geschichtsbücher sind voller grosser Männer und Frauen mit grossen Zielen und grossen Errungenschaften. Wir lernen von klein auf, dass grosse Leidenschaften zu grossen Revolutionen führen.

Da wir in solchem Masse durch grosse Beispiele geprägt sind, werden selbst alltägliche Begriffe wie Leidenschaft oder Liebe, aber auch Karriere, Idee und Erfolg mit einer selbstverständlichen Grösse und Gewicht aufgeladen.

Dabei laufen wir Gefahr, dass faktische Leidenschaft oder tatsächliche Liebe an ihrem mythisierten Pendant zerschellen. Emerson schreibt: «Die Welt gehört den Enthusiasten.» Doch ist diese Grösse wirklich das absolute Kriterium? Wo ist die Schwelle von klein zu gross? Und kann etwas Kleines gross werden?

Aber weshalb versuche ich zu argumentieren, was Derek Sivers bereits im Podcast mit James Altucher perfektionierte. Er zieht eine wunderbare Parallele zur Liebesgeschichte aller Liebesgeschichten und erklärt, dass wir uns besser – anstatt auf das Grosse – darauf konzentrieren sollten, was in dessen Schatten glänzt und glitzert:

« I believe that we’ve built up that word ‘passion’ to be so deep. I kind of think like Romeo and Juliet that sometimes those big giant love stories can be really dangerous because they make you think like, “Okay, kids. This is what love looks like. Do you want to know what love is? Love is drinking potion and killing yourself and jumping off of balconies and stabbing others” all in the name of love. If it’s nothing, if it’s less than that, that’s not really love because that’s what love really looks like.

Passion, I think, is this word that gets used like Romeo and Juliet like I had a passion and I am passionate about my calling. I am passionate about malaria in Africa. This is a passion; I’m following my passion. Then some guy in Ohio is just sitting there playing his video games like, “I don’t know. I don’t really have a passion.”

Instead, if you just follow the little things that interest you, like you just notice on a day-to-day basis what you’re drawn towards more, then you just keep doing that more and more and you find that you get kind of driven by it eventually; that things grow slowly. Kind of like good relationships often, grow slowly. It doesn’t have to be this boom! Love at first sight. That it can be this thing that just grows and grows.

If you were thinking like that doesn’t look like passion. That doesn’t look like love. I didn’t freak the fucking out the second that we met so it must not be love. It must not be passion. Then you overlook some of the best things in life.»

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