«LOVE, FIX, EXIT» – Wie bei Ikea so auch im Leben?

Geschriebenes

Täglich werden wir mit neuen Inputs, Ideen und Möglichkeiten konfrontiert. Ja sagen ist attraktiv. Neues ist aufregend. Doch irgendwann ist die Kapazitätsgrenze erreicht. Addition ist schliesslich nur im Zusammenspiel mit Subtraktion nachhaltig.

Mit Hinzufügen und Reduzieren kennt sich vermutlich keiner besser aus als der grösste Möbelhändler der Welt: IKEA. Markus Engman (ME), Head of Design bei IKEA, verrät im Interview mit Mikael Krogerus (MK) für DAS MAGAZIN, wie sein Unternehmen jährliche Tausende von solchen Entscheidungen trifft:

MK:     Sie lancieren jedes Jahr 2000 Produkte und entfernen 2000 aus ihrem Sortiment. Was ist ihre Strategie um Darlings zu killen?

ME:     Wir folgen dem Prinzip: «Love, fix, exit». Jedes Jahr betrachten wir alle Produkte und fragen uns, ob sie noch unseren Kriterien entsprechen. Wenn sie es tun, kriegen sie ein «love», wenn sie leichte Anpassungen brauchen, ist es ein «fix», wenn ein Produkt die Kriterien trotz Adaption nicht erfüllen kann, fliegt es raus: «exit»

«Love, fix, exit» beschreibt einen simplen, pragmatischen Algorithmus, Neues und Bewährtes zu evaluieren. Jedes Produkt wird anhand aktueller Kriterien beurteilt und kategorisiert. Entscheidungen werden nicht nach persönlichen Vorlieben getroffen, sondern nach messbaren Regeln. Kein «Hmm, ich weiss nicht recht… es ist schon irgendwie noch… und es wäre schade, wenn…» Sondern:

  • Es entspricht vollends unseren Erwartungen → «love»
  • Es ist gut genug, um verbessert zu werden → «fix»
  • Es lässt sich nicht mit unseren aktuellen Kriterien vereinbaren → «exit»

Jährlich werden so bei IKEA 2000 Produkte entfernt und 2000 lanciert. Das bedeutet, der Umfang ihres Sortiments bleibt über die Jahre mehr oder weniger konstant. Technisch gesehen macht das Sinn, weil die Produktanzahl vermutlich den Sweetspot ihrer Möglichkeit, Kapazität und Rentabilität beschreibt.

Diesen Sweetspot in unserem eigenen Leben zu treffen, ist etwas schwieriger, weil sich nicht wie in einem Möbelgeschäft Produkte eins zu eins vergleichen und untereinander austauschen lassen. Unterschiedliche Beschäftigungen brauchen zu unterschiedlicher Zeit unterschiedlich grosse Ressourcen. Deshalb kann unser ‚Sortiment’ nicht einfach konstant bleiben, sondern es muss eine bestimmte Volatilität mit eingeplant werden.

Manchmal bedeutet Subtrahieren Addieren: Indem wir mehr entfernen, produzieren wir mehr als durchs Hinzufügen. In anderen Momenten ist es angebracht, sich Neuem anzunehmen und viele «love» zu platzieren. Möglicherweise erreichen wir auch einmal den Punkt, wo alles ein «fix» benötigt.

Kriterien und Voraussetzungen verändern sich mit der Zeit. Deshalb müssen ständig neue Entscheidungen getroffen werden. Ein praktischer Algorithmus, der sich mit unseren Kriterien mitentwickelt, macht die Entscheidungen nicht einfach, aber einfacher. «Love, fix, exit» scheint mir einen Versuch wert!


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