Nerzmäntel

Geschriebenes

Im Schneegestöber bin ich letzte Woche an einer Frau vorbeispaziert. Sie war dick eingepackt in einen langen, braunen Nerzmantel. Es fror mir, als mein Blick den im Wind fließenden Haaren der Pelzschicht entlangstrich. Da wurde mir klar wurde, dass ich unter meiner Wolljacke selbst einen Pelz trage.

Ja, wenn wir ehrlich sind, besitzen wir alle einen Nerzmantel – und sei es genau jener, bewusst auf Pelz zu verzichten: Es sind all die Dinge, wofür wir aussergewöhnlich viel Geld, Zeit oder Schmerz investiert haben, damit sie uns bekleiden und gesehen werden können.

Ist man sich dem Preis des eigenen Pelzes bewusst, sollte man ihn sich mit Stolz umwerfen oder auf der Stelle loswerden. Denn perverser als Nerzmäntel sind vielleicht allein Nerzmäntel im Kleiderschrank. (Ausser wir sprechen hier von tatsächlichen Pelzen – in diesem Fall lässt du bitte unter allen Umständen die Finger davon!)


Bild: L’hiver. Tailleur en fourreur. De Max Leroy (1924) von Charles Martin – Quelle.


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