Ziel: Vergessenheit

Geschriebenes

Wie ein Text geschrieben ist, sollte idealerweise nie zum Thema werden. Erst wenn etwas bricht, stört und holpert, wird man dazu angehalten, die Aufmerksamkeit auf den Wortlaut des Textes zu richten. Und wo über Rhetorik nachgedacht wird, rückt der Sinn in den Hintergrund.

Ziel der Text auf reibungslose Verständigung ab, sollte man so viel dafür machen, dass seine Gemachtheit in Vergessenheit gerät.

Was den Verständigungsvollzug trägt, ist im Gegensatz zur Linguistik geradezu Sprachvergessenheit, in die die Rede oder der Text förmlich eingehüllt ist. Nur wenn dieselbe gestört ist, d.h. wo das Verständnis nicht gelingen will, wird nach dem Wortlaut des Textes gefragt und kann die Erstellung des Textes zu einer eigenen Aufgabe werden.

Quelle: Gadamer, Hans-Georg: «Text und Interpretation». In: Text und Interpretation. Hrsg.von Philippe Forget. München 1984, S. 36-37.

Bild: Detail aus Michelangelos Creazione di Adamo (ca. 1508-12).


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