Pseudonymität
Geschriebenes
Hallo, ich heiße Sibylle, 47-jährig, Ingenieurin aus Mecklenburg-Vorpommern und schreibe amateurmäßig historische Romanzen. So eine Art Hobby-Ken-Follet in Provinziell und Kitschig. Das hört sich reizvoll an. Oder so: Ich bin Kurt aus dem Prättigau und will dir auf dieser Seite einen exklusiven Einblick in meine Briefmarken- und Rähmlideckelsammlung gewähren. Auch nicht schlecht. Wie wäre es mit etwas richtig Spacigem wie einem Stachelbeerbusch oder einem Ungeborenem, der oder das auf einem solchen Blog nach Worten lechzt? Oder gar eine fiktive Figur aus einem total abwegigen Bereich des Lebens – z.B. der Politik?
Ich hätte alles und jede*r sein können. Doch dafür ist es jetzt zu spät. Denn blöderweise habe ich mich als den ausgegeben, der ich wirklich bin. Und stellt man sich einmal mit seinem echten Namen im Internet vor, gibt es kein Zurück mehr.
PS: Zum Glück, weiss ich selbst noch nicht genau, wer ich bin oder sein will. Es gibt also durchaus noch etwas Luft, um eine interessante Persona zu erfinden. Sollte es hart auf hart kommen und ich irgendwann meinem eigenen Zeug und Ruf überdrüssig werden, kann ich immer noch meinen echten Namen ändern und ein Pseudonym annehmen.
Bild: Detail aus Gemaskerde vrouw (c.1899) von Samuel Jessurun de Mesquita, Rijksmuseum – Quelle.