Anekdaten
Geschriebenes
Unsere Handlungsmuster basieren auf Beobachtungen, Werten und Befunden. In anderen Worten: wir leben nach Daten. Oder genauer: beinahe so etwas wie Daten. Denn dieses Wissen, das unseren Alltag strukturiert, stammt meist nicht aus wissenschaftlichen Experimentiertsettings, sondern aus Anekdoten.
Das Problem daran ist, dass die eigene Erfahrung und das Hörensagen statistisch unbrauchbar sind. Was einem selbst oder jemandem (der von jemandem gekannt wird) passiert ist, ist ziemlich sicher miserabel dokumentiert, höchstwahrscheinlich verzerrt und nur mit mindestens einem geschlossenen Auge mess- bzw. reproduzierbar. Und trotzdem sind diese wackeligen Daten oft die beste Grundlage, die uns zur Verfügung steht.
Ein Vorschlag wäre deshalb, von ‘Anekdaten’ zu sprechen. So können wir weiterhin tun, was wir immer getan haben: von Einzelfällen Allgemeinheiten ableiten. Einfach mit der Transparenz, dass die Folgerungen nicht ganz so zuverlässig sind, wie wir das gerne hätten.
Bild: Ausschnitt aus Tableau Muet Servant aux Exercises Chronologiques et autres de la Methode Dite Polonaise Inventee par A. Jazwinski (1834) von Antoni Jazwinski, David Rumsey Historical Map Collection – Quelle.