Vorspielen, was man selbst nicht ist?

Geschriebenes

«Be wise, because the world needs more wisdom. And if you cannot be wise, pretend to be someone who is wise, and then just behave like they would.» – Neil Gaiman

In Scott Adams Buch «God’s Debris» beschreibt der amerikanische Autor und Cartoonist eine tiefgreifende Konversation zwischen einem Paketboten und dem weisesten Mann der Welt. Das Gespräch dreht sich um das Leben und die grundlegenden Zusammenhänge dieser Erde. Doch das Faszinierendste an dieser kurzen Geschichte ist nicht ihr Inhalt: Um aus der Perspektive der allwissenden Person zu schreiben, muss Adams kennen, was dieser Mensch denkt, weiss und sieht, wie er spricht und handelt. Und weil, wie Adams bestätigt, der weise Protagonist keine autobiographische Figur ist, war dessen Konstruktion seiner reinen Fantasie überlassen. Um ein authentisches Bild dieser Person zu malen, musste Adams also vorgeben zu verstehen, wie dieser Mensch tickt. Deshalb der Untertitel «A Thought Experiment».

Weshalb tragen Leute Halsketten mit der Aufschrift: «Was würde Jesus tun?»
Sie haben dadurch einen moralischen und ethischen Leitfaden, der ihnen Entscheidungen vereinfacht. Auch wenn sie versuchen, wie Jesus handeln, so macht sie das noch lange nicht selbst zu Jesus. Aber das soll es auch nicht.

Benjamin Franklin strebt sein Leben nach einem vollkommenen Charakter, einer tadellosen Tugend. Wie er aber in seiner Autobiografie rückblickend gesteht, habe er diese Perfektion nicht annähernd erreicht und sei bei Weitem hinter seinem Ziel zurückgeblieben. Doch das Streben selbst macht Franklin zu einem vollkommeneren Menschen. Er musst die Perfektion nicht erreichen, jede Annäherung zur Perfektion ist in sich bereits ein Erfolg. Franklin schreibt:

«Wenn ich aber auch im Ganzen niemals zu jener Vollkommenheit gelangte, nach welcher ich mit solchem Ehrgeiz gestrebt hatte, sondern weit hinter derselben zurückblieb, so war ich doch durch mein Streben ein besserer und glücklicherer Mensch, als ich sonst und ohne derartigen Versuch gewesen wäre.»

Perfektion ist ein Wegweiser. Auch wenn auf diesem Wegweiser keine Zeit bis zum Ziel verzeichnet ist, so gibt er dir doch eine Richtung vor. Du wirst dieses Ziel zwar nie erreichen, doch du kommst ihm näher. Und jeder Schritt auf diesem Pfad macht dich besser.

Stehst du vor einem Problem, so hol dir Hilfe. Besorg dir so viel Hilfe, wie du benötigst. Doch gelangst du an einen Punkt, an dem du nicht mehr weiterkommst, weil du nicht weisst oder kannst, dann gib vor du wüsstest oder könntest und handle entsprechend. Und es öffnen sich neue Möglichkeiten und Wege.


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