Sorry, nicht für dich!

Geschriebenes

Bei Airbnb bucht man eigentlich keine Übernachtungen. Man reserviert bloß einen freien Termin. Der Host übersieht die individuellen Anfragen und kann sie nach seinem persönlichen Gutdünken annehmen oder ablehnen. Allerdings hatte dieser feine Unterschied für mich bis vor Kurzem kein Gewicht. Buchen und reservieren bedeutete für mich das Gleiche, weil ich bisher auf jede Anfrage ein Zusage erhielt.

Letzte Woche überkam mich jedoch die Lust, auf das Ende des Sommers eine einzigartige Übernachtung zu organisieren. Ich fand die Location, von der ich geträumt hatte und klickte auf «reservieren». Im Anschluss wurde man wie gewöhnlich dazu angehalten, die Details seiner Reise mit dem Host zu teilen. Das tat ich und erwähnte nebenbei im Postskriptum, dass übrigens meine Freundin Vegetarierin sei und ich selbst allgemein eher auf tierische Produkte verzichten würde. Wir seien aber unkompliziert und freuen uns auf den Aufenthalt.

«Ich respektiere Vegetarier und Veganer vollends», hieß es (leicht angepasst) in der Antwort des Hosts. «Allerdings sind wir ein Fleischproduzent und auf die Herstellung von tierischen Produkten spezialisiert. Ich fürchte daher, dass wir eure Bedürfnisse nicht befriedigen können. Es tut mir leid, aber da ich mich in dieser Situation unwohl fühle, möchte Ihre Anfrage lieber ablehnen.»

«Das ist wohl das dümmste, was ich je gehört habe», dachte ich über meine erste Absage und warf aus Frust und Trotz die Hände nach oben. Doch es dauerte nicht lange, bis ich verstand: Es war keine Frechheit, dass ich abgelehnt wurde – im Gegenteil. Es war das einzig Richtige.

Die Option, eine Anfrage abzulehnen, ermöglicht einem Host, spezifisch zu sein. Es erlaubt ihm zu sagen: «Wir machen nicht alles und nicht für alle. Wir machen das und zwar richtig. Suchst du danach, dann bist du hier richtig. Und sonst tut es mir Leid – dann ist es nichts für dich. Wir möchten keine Kompromisse eingehen, weil wir es nicht nötig haben.»

Ich kann nun nachvollziehen, weshalb sie schon beinahe die ganze Saison ausgebucht sind. Nicht, weil sie alle Anfragen annehmen, sondern weil das eben nicht tun. 


Bild: Illustration aus A Journey in Other Worlds: A Romance of the Future (1894) von John Jacob Astor – Quelle.


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