Das Olberssche Paradoxon oder der Himmel zeigt etwas anderes
Geschriebenes
Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts dominierte die Ansicht, dass sich das Universum in einem unbeweglichen Zustand befindet. Dieses kosmologische Modell eines ‘statischen Universums‘ baute auf drei grundlegenden Prämissen auf:
- Das Universum ist unendlich alt.
- Das Universum ist unendlich ausgedehnt.
- Es gibt im Universum eine unendliche Anzahl Sterne.
Wären aber alle drei Prämissen wahr, so müsste man theoretisch am Himmel eine homogene Lichtfläche erkennen können, wie Heinrich Wilhelm Olbers (1758 – 1840) auffiel:
«Sind wirklich im ganzen unendlichen Raum Sonnen vorhanden, sie mögen nun in ungefähr gleichen Abständen von einander, oder in Milchstrassen-Systeme vertheilt sein, so wird ihre Menge unendlich, und da müsste der ganze Himmel eben so hell sein wie die Sonne. Denn jede Linie, die ich mir von unserem Auge gezogen denken kann, wird nothwendig auf irgend einen Fixstern treffen, und also müsste uns jeder Punkt am Himmel Fixsternlicht, also Sonnenlicht zusenden.» (S. 135)
Olbers – nachdem das Paradoxon später benannt wurde – fehlten zum Zeitpunkt seiner Beobachtung die Werkzeuge und Theorien, um die Expansion des Universums mathematisch zu beweisen. Aber das war auch nicht seine Absicht. Er hielt bloß fest, dass mit der vorherrschenden Meinung vermutlich irgendetwas nicht stimmt. Und dafür reichte ihm ein Blick Richtung Nachthimmel.
Literatur: Olbers, Wilhem: Wilhelm Olbers. Sein Leben und seine Werke. Im Auftrage der Nachkommen. Hrsg. von C. Schilling. Berlin 1894 – Quelle.
Bild: Illustration aus Die Asteriden der Siboga-Expedition (1917) von Ludwig Heinrich Philipp Döderlein – Quelle.