Zeitlichkeit und Fortschritt

Geschriebenes

Fortschritt wird normalerweise in einem Verhältnis zur Zeit gemessen: Die Menschheit entwickelt sich über Generationen fort und schafft neue Technologien, die wiederum eine stärkere Beschleunigung des Fortschritts ermöglichen.

Der gestrige Beitrag über den gescheiterten Versuch eines Briefes an einen Freund auf Proxima Centauri spricht eine emergierende Herausforderung an, welche sich aus dieser Entwicklung ergeben könnte.

Mit einer steigenden Lebenserwartung und Reisen sowie Kommunikation über gewaltige Entfernungen in höchsten Geschwindigkeiten, wird die Relativität der Zeit – welche bisher für den Alltag vernachlässigbar schien – plötzlich zu einem relevanten Faktor.

Die Unmöglichkeit einer einzelnen, objektiven Zeitachse entlarvt die Absurdität eines singulären Fortschritts und impliziert ein Multiversum möglicher Narrative. Auf der Suche nach einer neuen, von der Zeit losgelösten Sprache, könnte deshalb Fortschritt – wie wir ihn kennen – obsolet werden.


Anmerkung: Für einen tiefen Tauchgang in die Zeit (oder was davon noch übrig bleibt) empfehle ich Carlo Rovellis The Order of Time (DE) – insbesondere in fantastische Hörbuchversion gelesen von Benedict Cumberbatch (bzw. Doctor Strange persönlich : ).

Bild: Ausschnitt von “The Clocks of the World” aus Medicology (1910) – Quelle.


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