Gleichbleibendes

Geschriebenes

Unser Blickfeld ist von unzähligen Blutgefäßen durchzogen. Dieses Ader-Netzwerk vor der Retina zeichnet eine Besonderheit aus: es ist unsichtbar. Das hat nichts mit seiner physischen Beschaffenheit zu tun. Es handelt sich um gewöhnliche Kapillaren, gefüllt mit normalen Blutzellen.

Wir sehen die Adern nicht deshalb nicht, weil sie nicht da sind, sondern weil sie immer da sind. Sie bewegen sich mit dem Auge mit und befinden sich relativ zum Blickfeld in jedem Moment an derselben Stelle. Anstatt ständig Gleichbleibendes vor Augen zu führen, hat sich das Gehirn für die energieeffizientere Variante entschieden, Regelmäßigkeiten schlicht auszublenden.

Erst ungewohnte Umstände ermöglichen Rückschlüsse darauf, was gewöhnlich ungesehen bleibt: Scheint zum Beispiel im Dunkeln ein Licht von der Seite ins Auge, treten plötzlich merkwürdige Schattenlinien ins Blickfeld.


Bild: Detail aus Ferns of Great Britain and Ireland: Polypodium Phegopteris (ca. 1855–1856) von Henry Bradbury – Quelle.


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