«Senden»
Geschriebenes
Jeden Monat geht ein Newsletter dieser Seite an einige hundert Kontakte. Immer kurz bevor ich auf «Senden» drücke, friert meine Hand ein: Was, wenn ich einen Fehler übersehen habe? Was, wenn meine Message nicht verstanden wird? Was, wenn ich mir zu wenig Zeit für die Überarbeitung gelassen habe? Was, wenn ich mir mit diesem Mail meine Glaubwürdigkeit ruiniere und ich somit die Mailingliste in den Sand setzte?
Wenn ich hingegen ein Mail an Arbeitskollegen oder Freunde schreibe, klicke ich auf «Senden», ohne dass mein Hand zittert, ohne dass sich meine Nackenhaare aufstellen und ohne, dass mir angsterfüllte Gedanken durch den Kopf rasen.
Weshalb ist das so? Vermutlich weil ich mir bewusst bin, dass ich Fehler machen werde. Weil ich weiss, dass nicht jedes Mail gleich prägnant oder bedeutungsvoll sein wird. Und das ist in Ordnung.
Doch wo sollte die Grenze gezogen werden? Ab wann lohnt es sich, vor dem «Senden» nervös zu werden? Wenn jemand Fremdes im Publikum sitzt? Wenn es an jemanden gerichtet ist, der schlauer ist als ich? Wenn es 10 Empfänger lesen? Oder 50? 938? 25’374?
Es kann keine konsequente Linie gezogen werden. Es gibt keine rationale Grenze, die nicht willkürlich oder imaginär ist. Es sind nur Adressen, es ist nur eine Zahl.
Was man dagegen tun kann, ist sich damit abzufinden, dass es nie fehlerfrei sein wird. Es wird nie sein volles Potential ausschöpfen. Und es wird nie allen gefallen. Das gehört dazu. Ganz egal, wer im Publikum sitzt.
Bild: Foto der Studie von Alexander Graham Bell’s Tetrahedral Kites (1903–9) – Quelle