Werther, Kinder und Erwachsene | Literaturbrocken #3

Geschriebenes

Die Leiden des jungen Werthers ist die Geschichte eines gequälten Kindes im Körper eines erwachsenen Mannes und das in einer Gesellschaft, die seiner Meinung nach damit nicht umzugehen weiss. Involviert und integriert und gleichzeitig isoliert und ausgestossen in seiner Eigenart, kratzt Werther so aber immer wieder an bestimmten Eigenheiten der Natur des Erwachsenendaseins, die nicht allzu selten durchschimmern und noch öfters verhüllt bleiben (oder werden). Und Natur ist in Bezug auf dieses Werk immer ein gutes Stichwort:

«Dass die Kinder nicht wissen, warum sie wollen, darin sind alle hochgelahrte Schul- und Hofmeister einig. Dass aber auch Erwachsene, gleich den Kindern, auf diesem Erdboden herumtaumeln, gleich wie jene nicht wissen, woher sie kommen und wohin sie gehen, ebenso wenig nach wahren Zwecken handeln, ebenso durch Biskuit und Kuchen und Birkenreiser regiert werden, das will niemand gern glauben, und mich dünkt, man kann’s mit Händen greifen.»

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Bild: Under the Horse Chestnut Tree Illustration by Mary Cassatt (1844-1926). Original from Library of Congress. Digitally enhanced by rawpixel.
Literatur: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. 2001


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