Welche Titel zeigen Wirkung? – Effektiv Titeln lernen mit 11 Titeln
Geschriebenes
Seit knapp drei Jahren führe ich verdeckt ein Experiment durch.
Jeden Monat verschickte ich einen Newsletter an einige Hundert Leser*innen. Neben Erwähnungen von interessanten Ressourcen, über die ich den Monat hinweg gestolpert bin, verweise ich auf alle Beiträge, die in diesem Zeitraum verfasst wurden. Weil es sich bei einem täglichen Artikel als ziemlich aufwendig herausstellen würde, jeden einzelnen Beitrag zu beschreiben oder zu exzerpieren, hat es sich so eingebürgert, dass ich – ganz einfach – alle Titel aufliste und mit der jeweiligen Seite verlinke.
Titel haben an sich wenig Aussagekraft. Besonders in meinem Fall. Nur selten besteht eine starke Korrelation zwischen einem Titel und dessen Inhalt. Ja, manchmal kann ich selber nicht mehr rekonstruieren, wie ich auf diese abstrusen Titelideen gekommen bin. Doch ich gebe es zu: Titel sind wirkungsvoll. Auch wenn ich wahrscheinlich noch nie etwas wegen dem Titel nicht gelesen habe, so habe schon vieles wegen des Titels gelesen. Es sollte sich also lohnen, diesem Phänomen etwas mehr Beachtung zu schenken.
Das Mailprogramm meines Newsletters spukt mit jedem Versand ein detailliertes Interaktionsprotokoll aus, das mich darüber informiert, auf welche Titel wann, wie oft und von wem angeklickt werden. So habe ich ganz unstatistisch tausende von Datensätzen analysiert und bin zur Erkenntnis gekommen, dass sich mein Publikum aus drei Typen von Linkklicker*innen zusammensetzt:
- Jene, die jeden Link anklicken
- Jene, die keinen Link anklicken
- Jene, die einige Links anklicken
Während ich der ersten Gruppe unendlich dankbar bin und der zweiten Gruppe – während ich mir eine Träne aus dem Gesicht wische – in nichts nachtragend bin, ist vor allem die letzte Gruppe spannend. Denn wenn auf einige Links geklickt wird, weshalb genau auf diese und nicht z.B. – – auf andere?
Indem ich die Daten des klickatorischen Verhaltens von Typ 3 hin- und hergewälzt habe, sind mir 10 Charakteristika von Titeln aufgefallen, die möglicherweise dazu beitragen haben, dass auf bestimmte Links öfter geklickt wurde als auf weniger bestimmte. Signifikant sind die Ergebnisse auf keinen Fall. Aber hey, ich habe herausgefunden, wie sich meine Leserschaft – vielleicht – manipulieren lässt.
Und nur noch kurz: Bevor ich loslege, möchte ich noch auf eine andere Auffälligkeit hinweisen. Meine Forschung hat gezeigt, dass Titel offenbar ausreichend sind, um eine Botschaft zu vermitteln und die Grundlage für ein Urteil bieten. Deshalb habe ich mir nicht die Mühe gemacht, jede Erkenntnis ausführlichst zu dokumentieren und zu erklären. Ein Titel für jedes Ergebnis sollte reichen:
1. Der Erste ist der Beste. Mit Abstand.
2. Klare Aussagen > Geheimnisse
3. 12 ist besser als zwölf
4. Fast alle Neologismen verzingluieren!
5. Alles, was länger als eine Zeile ist, ist in fast allen Fällen effektiver als das, was was sich auch kürzer sagen liesse
6. 10 Gründe, warum Listen billig sind, aber funktionieren.
7. Kommas die fehlen stören nicht
8. Gedankenstriche sind –
9. Weshalb wirken Fragewörter wie Magnete?
10. Latein ist immer noch der primus inter pares
11. Wenn Nietzsche oder Foucault überlesen wird, zieht jeder andere prominente Name
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Bild: Illustration aus A key to physic, and the occult sciences (1794) von Ebenezer Sibley, S. 261 – Quelle.