Auf Godot warten
Geschriebenes
«Hast du gestern auf Godot gewartet?», fragte sie erwartungsvoll.
Dieser Ausdruck bezieht sich auf das existenzialistische Theaterstück von Samuel Beckett von 1949. Im absurden Zweiakter warten zwei Landstreicher auf einen Freund mit dem Namen «Godot». Godot, von dem man nicht weiss, wer er ist und ob es ihn überhaupt gibt. Es wird das ganze Stück über gewartet, gehofft, gebangt. Doch – Godot kommt nicht.
Die Redewendung «Auf Godot warten» bezeichnet also das sinnlos lange Warten auf etwas, das niemals kommen wird. Diese kleine Referenz wäre ein kluges Sprungbrett gewesen, um weitere Diskussionen anzustossen, ein gemeinsames kulturelles Interesse aufzugreifen und die intellektuelle Beziehung zu stärken.
Nur wusste ich das zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich starrte sie mit hohlem Blick an: «Godot… was?»
Referenzen funktionieren leider nur, wenn man sie versteht. Und so hat sie – bemüht eine Verbindung herzustellen – schliesslich nur auf Godot gewartet.