ROI
Geschriebenes
Was springt für mich dabei raus?
Eine berechtigte Frage. Immerhin ist es meine Zeit, meine Energie, meine Aufmerksamkeit, die ich investiere. Und weil es ein Investment ist, erwarte ich eine bestimmte Gegenleistung.
Wenn ich einem Kollegen beim Zügeln helfe, erwarte ich eine emotionale Entlöhnung für mein körperliches Investment. Wenn ich einen Tag lang in einem Büro sitze und das erledige, was mir aufgetragen wird, erwarte ich, dass in finanzieller Hinsicht etwas für mich herausspringt. Wenn ich durch Instagram scrolle, erwarte mindestens die körperliche Reaktion auf eine gelegentliche Dopaminspritze.
Zu definieren, in welchem Verhältnis Investment und Return wirklich stehen, ist allerdings gar nicht so unproblematisch.
Es ist nun mal einfacher, Münzen zu zählen, als die Stärke eine Freundschaft zu beurteilen. Es ist konkreter, die Anzahl Likes mit einer unmittelbaren physischen Erregung in Verbindung zu bringen, als die Früchte einer langfristigen, emotionalen Arbeit abzusehen.
Es lässt sich quantifizieren, wieviel Zeit und Geld es kostet, um ein Buch zu kaufen und zu lesen. Schwieriger wird es, festzuhalten, wieviel geistige Kapazität die Lektüre beansprucht und welche anderen Bücher deshalb nicht gelesen werden können. Die Frage nach dem Return vom Gelesenen eröffnet wiederum ganz neue Problemfelder.
ROI (Return on Investment) ist zwar ein Buzzword aus der Privatwirtschaft, doch es stellt auch die zentralste und wahrscheinlich schwierigste Frage des Alltags: Was mache ich mit meiner begrenzten Zeit, Energie und Aufmerksamkeit genau und wofür?
Bild Kohala Koheiji von Katsushika Hokusai (1760-1849). Dabei handelt es sich um eine traditionelle japanische Illustration der Volkslegende eines Rachegeistes. (Quelle)