An Symptomen orientieren
Geschriebenes
Sehe ich mich mit etwas Unbekanntem oder Unklarem konfrontiert, spüre ich den tiefgreifenden Trieb, erfahren zu müssen, was es ist und wo es herkommt. Jedem Phänomen – so drängt es mich – liegt eine Definition zugrunde. In der Definition steckt die Ursache. Und in der Ursache findet sich Erlösung.
Doch oft – sei es in Bezug auf Kunst, Krankheiten oder Konflikte – ist eine theoretische Fixierung des Phänomens nicht nur schwierig, ein Ursachendenken kann sogar die Komplexität, Dichte und Dynamik der Erscheinung verschleiern.
Die Alternative ist, sich an Symptomen zu orientieren und sich darüber Gedanken zu machen, in welcher Form und und unter welchen Umständen das Phänomen in Erscheinung tritt. Denn im Alltag wird nicht in erster Linie körperlich, was etwas ist, sondern vor allem wie es ist.
Der medizinische Begriff des Symptoms beschreibt ein Zeichen, das im Zusammenhang einer Krankheit auftritt und aus der Innen- oder Aussenperspektive wahrgenommen werden kann. Symptome sind keine hinreichende oder notwendige Kriterien. Treten aber mehrere Symptome gleichzeitig auf, verringert sich die Anzahl der möglichen Interpretationen und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass es sich um eine bestimmte Art von Erfahrung handelt.
Symptome allein mögen mangelhaft sein für Kritik, Heilung oder Veränderung. Doch sie erlauben eine Annäherung an das Phänomen. Und zwar über das, was wir tatsächlich sehen, spüren und erleben.
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